Wallace: Das Leben von Braveheart

Wallace: Das Leben von Braveheart
Wallace: Das Leben von Braveheart
 
William Wallace, genannt Braveheart, stammte aus dem niederen Adel Schottlands. Als die Engländer Schottland eroberten, leistete er erfolgreich Widerstand, tötete den Sheriff von Lanark und besiegte 1297 ein englisches Heer bei Stirling Bridge. Er konnte ganz Schottland befreien und Nordengland verwüsten und wurde daraufhin zum Reichsverweser bestellt. 1298 besiegte die englische Armee Wallace in der Schlacht bei Falkirk. Er übergab sein Amt an Robert Bruce und ging auf den Kontinent, um Verbündete für den schottischen Freiheitskampf zu gewinnen. 1305 fiel er durch Verrat in die Hände der Engländer, die ihn hinrichteten.
 
 Edward I., König von England (1272—1307)
 
König Edward I (im Deutschen auch Eduard I.) war ein sehr erfolgreicher Herrscher Englands: Er eroberte 1284 das keltische Wales und machte es zum Fürstentum des Kronprinzen von England (Prince of Wales, seit 1301), führte mit der französischen Krone von 1294 bis 1297 Krieg um die Grafschaft Guyenne in Südwestfrankreich und etablierte das englische Parlament durch die Aufnahme der Commons (Nichtadligen) 1295. Ab 1276 begann sich Edward auch für das Königreich Schottland zu interessieren. Als mit dem Tod des schottischen Königs Alexander III. 1286 die direkte Linie der Mac Alpines ausstarb, nutzte er die Streitigkeiten des schottischen Adels aus und setzte den von ihm abhängigen John de Balliol auf den schottischen Thron. Im Jahr 1296 zwang er diesen nach dem Angriff auf Berwick zur Abdankung. Die Schotten glaubten, er würde einen anderen zum schottischen König einsetzen oder selbst König von Schottland werden, aber nichts dergleichen geschah. Schottland wurde genau wie Wales als englische Provinz verwaltet. Hinzu kam, dass der englische Steuereintreiber Cressingham dem Land hohe Steuern aufbürdete. Eine der Familien, die sich von Anfang an dagegen wehrten, war die von William Wallace.
 
 William Wallace
 
William Wallace (eigentlich Walleys) wurde um 1270 in Elderslie bei Paisley im schottischen Renfrewshire geboren. Er war der zweite Sohn von Sir Malcolm Wallace, einem kleinen Gutsbesitzer von niederem Adel. Über seine Kindheit und Jugend ist so gut wie nichts bekannt, er tritt erst zu Beginn des schottischen Freiheitskampfes ins Licht der Geschichte. Die detailliertesten Beschreibungen des Lebens von Wallace liefern William of Wyntoun, der Abt des Klosters Lindores in Fife (um 1430 publiziert), und ein Poet namens Blind Harry, der unter anderen auch Wyntouns Text für sein Epos Wallace als Quelle benutzte, das 1510 gedruckt wurde. In diesen Texten kämpfte Wallace bereits 1296 mit einer kleinen Rebellentruppe gegen die englischen Besatzungssoldaten. Während dieser Kämpfe lernte er in einem Versteck bei Coalburn Marion Braidfute kennen, die ihm von dem arroganten und grausamen Sheriff von Lanark (englischer Verwalter der Grafschaft) namens Haselrigg berichtete. Marion war 18 Jahre alt und die Tochter des Laird (Gutsherren) of Lamington. Ihr Bruder war zusammen mit ihr in das Stadthaus ihres Vaters gezogen, um Ärger mit dem Sheriff zu vermeiden. Haselrigg, der von Blind Harry als »grausam, verbrecherisch und boshaft« geschildert wird, ließ ihn jedoch töten. Marion Braidfute war laut Blind Harry »liebenswert, gütig und weise, höflich und süß, voller Edelmut und besaß eine schöne Stimme.« Kein Wunder also, dass Wallace sich in sie verliebte. Er beschloss, dass es besser sei, sie erst dann zu heiraten, wenn Schottland von den Engländern befreit sei, doch ihre Schwangerschaft ließ ihn seinen Entschluss ändern.
 
 Lanark
 
Wallace wandte sich nun nach Lanark, um dort »Sport« zu treiben. Sein Sport bestand darin, jeden englischen Soldaten, den er zu Gesicht bekam, umzubringen, um das Unrecht, das der Familie seiner Frau angetan worden war, zu rächen. An einem Sonntagmorgen kam es zu einem Geplänkel zwischen den Männern von Wallace und englischen Soldaten, in dessen Verlauf fünfzig Engländer getötet oder schwer verletzt wurden. Die Übermacht war aber so groß, dass der Trupp gezwungen war, sich auf Marions Haus zurückzuziehen, wo er sich verschanzte. Sie beschlossen sich nach Cartland Crags zurückzuziehen und sich dort eine Weile versteckt zu halten. Der Ausbruch gelang, nur Marion hatte kein Glück und fiel den Leuten des Sheriffs in die Hände. In ohnmächtiger Wut beschloss Haselrigg sich an Wallace zu rächen. Er ließ Marion, die jetzt seine Gefangene war, hinrichten, nicht nur um den anderen Schotten zu zeigen, was mit Verrätern passierte, sondern auch um Wallace die Frau zu nehmen, die dieser liebte. Als ihn die Nachricht erreichte, war er außer sich vor Kummer. Dennoch wartete er den richtigen Augenblick zur Rache ab. Die Engländer waren der Meinung, dass sie die Rebellen in die Unterwürfigkeit getrieben hätten und wurden nachlässig. So hatten sie nach einiger Zeit die Wachen auf den Stadtmauern von Lanark abgezogen, sodass Wallace und seine Getreuen sich im Mai 1297 nachts ohne Schwierigkeiten in die Stadt schleichen konnten. Mit einer guten Portion Glück gelang es ihnen dann, die Wachen der Burg von Lanark zu überwältigen und zu den Gemächern des Sheriffs vorzudringen. Dieser wurde im Schlaf überrascht, hatte keine Chance sich zu verteidigen. Wallace spaltete ihm mit seinem Schwert den Schädel. Der Sohn des Sheriffs, der herbeigeeilt war, wurde ebenfalls niedergehauen. Alles in allem töteten Wallace und seine 30 Männer 240 englische Soldaten, Kaufleute und Bürger in Lanark und ließen nur Frauen und Priester am Leben. Nach diesem Erfolg von Wallace hatte seine Truppe großen Zulauf. Seine Armee rekrutierte sich vor allem aus Bürgern, Bauern und dem niederen Landadel (Lairds).
 
 Stirling Bridge
 
In der Folgezeit überfielen Wallaces Soldaten die englischen Stützpunkte in den schottischen Lowlands zwischen dem Forth und dem Tay und kontrollierten recht bald dieses Gebiet. Der zeitgenössische Chronist Knighton schrieb: »Die gesamte Gefolgschaft des Adels ging zu Wallace über, und obwohl die Körper ihrer Lords in England beim König waren, waren deren Herzen bei Wallace, dessen Armee durch so viele Schotten verstärkt wurde, dass die Gesellschaft des Landes ihm als ihrem Führer und Prinzen gehorchte.«
 
Der englische Schatzkanzler Hugh Cressingham beklagte sich daraufhin bei König Edward, dass seine Beamten keinerlei Steuern mehr eintreiben könnten. Edward schickte im September ein Heer unter der Führung des Grafen von Surrey nach Schottland. Am 11. September kam es bei Stirling zur Schlacht. Die Engländer mussten auf einer langen Brücke den Forth überqueren, um das schottische Heer angreifen zu können. Als sie die Brücke fast passiert hatten, schlugen die Schotten zu.
 
Die englische Niederlage war komplett. Cressingham fiel und wurde von den Schotten gehäutet. Wallace ließ sich eine Scheide für seinen Dolch aus der Haut des Schatzkanzlers anfertigen. Er eroberte die Schlösser von Stirling, Dundee und Edinburgh. Nachdem er die Engländer aus Schottland vertrieben hatte, plünderte er noch die nordenglischen Grafschaften Northumberland und Cumberland. Zurück in Schottland wurde er zum Reichsverweser für den in Verbannung lebenden John de Balliol erklärt. Doch nicht alle schottischen Adligen standen hinter dem Aufsteiger Wallace.
 
 Falkirk
 
Im März 1298 kam Edward I von seinem Frankreichfeldzug nach England zurück und bereitete sofort einen Feldzug gegen Schottland vor.
 
Am 3. Juli war es dann so weit, das englische Heer zog nach Schottland. In der Schlacht von Falkirk (bei Stirling) trafen die beiden Heere am 22. Juli 1298 aufeinander: die hochmoderne englische Armee mit den neuen und sehr effizienten Langbogen und das schottische Volksheer mit seinen selbst gebauten Lanzen. Wallace wurde geschlagen, konnte aber entkommen. Er gab das Amt des Reichsverwesers im Dezember 1298 an den schottischen Adligen normannischer Herkunft Robert Bruce ab und ging als eine Art Botschafter nach Europa, um Verbündete für die schottische Sache zu finden und um die Handelskontakte Schottlands zu intensivieren. Bei Philipp IV. von Frankreich hatte er kein Glück, da dieser kurz zuvor einen Friedensvertrag mit England unterzeichnet hatte.
 
Papst Bonifaz VII. schrieb immerhin einen Brief an Edward, in dem er die Rechte der schottischen Kirche verteidigte.
 
 
Die Rückeroberung Schottlands war kein einfaches Geschäft, doch 1304 hatte sich die Mehrzahl der schottischen Adligen König Edward unterworfen. Sir John Mentieth verriet William Wallace am 5. August 1305 an die Engländer, die ihn in der Nähe von Glasgow festnehmen konnten. Edward hatte die Häutung seines Schatzkanzlers nicht vergessen, und so wurde Wallace in London der Prozess gemacht und dieser als Hochverräter verurteilt. Am 23. August 1305 wurde er ausgepeitscht, gehängt, enthauptet und zu guter Letzt gevierteilt.
 
 
Schottland kam nicht zur Ruhe. Bereits 1306 revoltierten die Schotten unter Robert Bruce (dem späteren König Robert I.) und erkämpften ihre endgültige Freiheit in der Schlacht von Bannockburn im Juni 1314.
 
William Wallace kam 1995 zu spätem Ruhm, als Mel Gibson den Film Braveheart drehte, der 5 Oscars errang und bei den schottischen Nationalisten großen Gefallen fand.
 
 
D. J. Gray: William Wallace. The king«s enemy. London 1991.
 George Forbes: William Wallace. Glasgow 1996.
 James A. Mackay: William Wallace. Neudruck Edinburgh 1997.

Universal-Lexikon. 2012.

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